Mittwoch, 8. Juli 2015

Autorenportät von Ernst Jandl (1925-2000)



Der Dichter Ernst Jandl wurde am 1. August 1925 in Wien geboren. Er stammte aus einer kleinbürgerlichen Familie, die sich weniger für Politik als vielmehr für Kunst interessierte. 
Ernsts Mutter schrieb seit ihrer tödlichen Erkrankung, woraufhin auch ihr Sohn zu dichten begann und sein Schreiben nach dem Tod der Mutter 1940 auch zu ihrem Gedächtnis fortführte. 
Der Krieg war für den Jugendlichen eine ständige Bedrohung, er entzog sich der Hitlerjugend und interessierte sich für Jazz. Seinen Einsatz an der Front zögerte er so lang als möglich hinaus, 1944 wurde er aber doch eingerückt, er desertierte und kam in englische Kriegsgefangenschaft. Dadurch verbesserte er sein Englisch und las erstmals Ernest Hemingway und Gertrude Stein. 
Im August 1946 wurde er aus der Gefangenschaft entlassen, er begann sofort Germanistik und Anglistik zu studieren. 1949 begann er, als Lehrer zu arbeiten und er heiratete Roswitha Birthi. Er stellte zunehmend die Vereinbarkeit seines bürgerlichen Lebens mit seinem literarischen Schreiben in Frage und als er 1954 Frederike Mayröcker kennenlernte, entschied er sich für eine Lebensgemeinschaft mit ihr. Über die Dichterin kam er in Kontakt mit der Wiener Gruppe um H. C. Artmann, mit der er viele Gemeinsamkeiten, aber auch Differenzen hatte. Einig waren sich die Dichter, dass sie sich von der, vom NS-Regime geförderten und nach dem Krieg weitergeführten, Kunst durch neue Formen abheben wollten.   
Ab 1957 arbeitete Jandl an den Experimenten, wie beispielweise an dem Gedicht Schtzngrmm, die Öffentlichkeit ächtete ihn und es war ihm einige Jahre lang nicht möglich, zu publizieren. Ab den 1960er Jahren gewann Jandl durch seine Lesungen an Popularität, auch wenn er weiterhin sehr umstritten war. Ab den 1970ern veränderte sich der Inhalt seiner Texte und sein Fokus lag nun auf der Erkundung seiner selbst und autobiographischen Erinnerungen. Die Abgeschiedenheit und Isolation als Künstler machten Jandl gleichzeitig schwer zu schaffen, er litt unter Magengeschwüren und Depressionen. 
1979 wurde er aus gesundheitlichen Gründen vom Lehrberuf pensioniert, zuvor war er immer wieder einmal ein Jahr lang nicht im Dienst gewesen, woraufhin er sich nicht mehr in den Schulbetrieb integrieren konnte. 
Ab den späten 70er Jahren wurde Jandl unter anderem mit dem Georg-Büchner Preis und dem großen Österreichischen Staatspreis für sein Werk gewürdigt. Am 9. Juni 2000 verstarb der Dichter in Wien.

Ernst Jandl verfasste nicht nur Gedichte, sondern auch Prosa, zwei Theaterstücke, Hörspiele und Übersetzungen. Das musikalische Moment in seinen Gedichten regt viele Musiker zu Verarbeitung seiner Werke an. Seine Gedichte sind einerseits politisch und andererseits Sprachspiele, die mit Buchstaben, Lauten und Silben arbeiten. Die Suche nach immer neuen Möglichkeiten des Ausdrucks führte zum Verlassen der konventionellen Formen. Erst durch seine Lesungen wurde die Wirkung seiner Lautgedichte entfaltet. In seiner visuellen Poesie verwendete Jandl beispielsweise die Kleinschreibung als durchgehendes Gestaltungsmittel, das Druckbild der Gedichte wurde grafisch komponiert. Der Dichter benutzte Dialekte oder die Kindersprache, kreierte Neologismen und brach mit den Regeln der Grammatik. In der Schule ist der außergewöhnliche Dichter nach wie vor präsent und er beeinflusst die österreichische Literatur als Vorbild für eine neue Generation von Lyrikerinnen und Lyrikern.







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