Mittwoch, 8. Juli 2015

Mürzer Gespräche zur Kunst - Ein Mysterium

Den Auftakt zu den Ernst-Jandl-Lyriktagen, die 2015 wiederum in Neuberg an der Mürz stattfanden, bildete ein Diskussionsgespräch mit Peter Rosei, der die Ernst-Jandl-Dozentur für Lyrik innehatte. Er verfolgte in seinen Statements einen rezipientenorientierten Zugang zu Lyrik und ging von einem Leser-Autor-Pakt aus, also einer Verbindung die LeserInnen mit AutorInnen bzw. deren Texten eingehen. Die „Wahrheit“  eines Werks verortete er als abhängig vom Autor / der Autorin. Für das Publikum war es schwierig der Argumentationslinie zu folgen, vor allem, wenn man die Lyrik-Vorlesungen von Rosei nicht kannte und keine klare Vorstellung seines poetologischen Verständnisses hatte.


Die Zuhörenden wurden außerdem mit dem Drei-Kugel-Modell Roseis bekannt gemacht wonach in der äußersten Kugel die äußeren Wahrheiten lägen, in der inneren Kugel die psychischen Prozesse des Autors und im Kern die Schicht der literarischen Technik. Große Fragezeichen waren in den Augen der Zuhörenden zu sehen.


Zur Stellung der Kunst konstatierte der Autor, Kunst sei Realitätssuche. Der Autor ordne im Schreiben seine Eindrücke von Realität und schaffe so (seine?) Wahrheit und Ordnung in seinem Konstrukt. Empathie und analytisches Denken sieht Rosei als zwei unvereinbare Gegensätze. Auf die Frage, ob diese Pole nicht eher wie Intervalle funktionieren, meinte Rosei, dies zu vereinen sei die Leistung des Dichters.


Ein langer Teil des Gesprächs drehte sich um Begriffe wie „Diskurs“, die allerdings nicht geschärft wurden und so als beängstigende Abstrakta über den Köpfen der Zuhörenden schwebten. Viel Raum und Staunen nahm auch die These Roseis ein, dass Kunst kein Diskurs sei. Vor allem die „Schwammigkeit“ von theoretischen Begriffen, machte es nicht leicht, der Argumentationslinie Roseis zu folgen, am Ende wurden die ZuhörerInnen mit vielen unbeantworteten Fragen und Unklarheiten zurückgelassen.

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