
Ernsts Mutter schrieb seit ihrer tödlichen Erkrankung, woraufhin auch ihr Sohn
zu dichten begann und sein Schreiben nach dem Tod der Mutter 1940 auch zu ihrem
Gedächtnis fortführte.
Der Krieg war für den Jugendlichen eine ständige
Bedrohung, er entzog sich der Hitlerjugend und interessierte sich für Jazz. Seinen
Einsatz an der Front zögerte er so lang als möglich hinaus, 1944 wurde er aber
doch eingerückt, er desertierte und kam in englische Kriegsgefangenschaft.
Dadurch verbesserte er sein Englisch und las erstmals Ernest Hemingway und Gertrude
Stein.
Im August 1946 wurde er aus der Gefangenschaft entlassen, er begann
sofort Germanistik und Anglistik zu studieren. 1949 begann er, als Lehrer zu
arbeiten und er heiratete Roswitha Birthi. Er stellte zunehmend die
Vereinbarkeit seines bürgerlichen Lebens mit seinem literarischen Schreiben in
Frage und als er 1954 Frederike Mayröcker kennenlernte, entschied er sich für
eine Lebensgemeinschaft mit ihr. Über die Dichterin kam er in Kontakt mit der
Wiener Gruppe um H. C. Artmann, mit der er viele Gemeinsamkeiten, aber auch
Differenzen hatte. Einig waren sich die Dichter, dass sie sich von der, vom
NS-Regime geförderten und nach dem Krieg weitergeführten, Kunst durch neue Formen
abheben wollten.
Ab 1957 arbeitete Jandl
an den Experimenten, wie
beispielweise an dem Gedicht Schtzngrmm,
die Öffentlichkeit ächtete ihn und es war ihm einige Jahre lang nicht möglich,
zu publizieren. Ab den 1960er Jahren gewann Jandl durch seine Lesungen an
Popularität, auch wenn er weiterhin sehr umstritten war. Ab den 1970ern
veränderte sich der Inhalt seiner Texte und sein Fokus lag nun auf der
Erkundung seiner selbst und autobiographischen Erinnerungen. Die
Abgeschiedenheit und Isolation als Künstler machten Jandl gleichzeitig schwer
zu schaffen, er litt unter Magengeschwüren und Depressionen.
1979 wurde er aus
gesundheitlichen Gründen vom Lehrberuf pensioniert, zuvor war er immer wieder
einmal ein Jahr lang nicht im Dienst gewesen, woraufhin er sich nicht mehr in
den Schulbetrieb integrieren konnte.
Ab den späten 70er Jahren wurde Jandl
unter anderem mit dem Georg-Büchner Preis und dem großen Österreichischen
Staatspreis für sein Werk gewürdigt. Am 9. Juni 2000 verstarb der Dichter in
Wien.
Ernst
Jandl verfasste nicht nur Gedichte, sondern auch Prosa, zwei Theaterstücke,
Hörspiele und Übersetzungen. Das musikalische Moment in seinen Gedichten regt
viele Musiker zu Verarbeitung seiner Werke an. Seine Gedichte sind einerseits
politisch und andererseits Sprachspiele, die mit Buchstaben, Lauten und Silben
arbeiten. Die Suche nach immer neuen Möglichkeiten des Ausdrucks führte zum
Verlassen der konventionellen Formen. Erst durch seine Lesungen wurde die
Wirkung seiner Lautgedichte entfaltet. In seiner visuellen Poesie verwendete
Jandl beispielsweise die Kleinschreibung als durchgehendes Gestaltungsmittel,
das Druckbild der Gedichte wurde grafisch komponiert. Der Dichter benutzte
Dialekte oder die Kindersprache, kreierte Neologismen und brach mit den Regeln
der Grammatik. In der Schule ist der außergewöhnliche Dichter nach wie vor
präsent und er beeinflusst die österreichische Literatur als Vorbild für eine
neue Generation von Lyrikerinnen und Lyrikern.
Quellen:
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